Das Medizinrad

Medizinrad beitrag
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Christian Elberg

Der Wildnismentor

Das Medizinrad (Lebensrad), ein – nicht mehr nur – indigenes Werkzeug.

Das Medizinrad ist ein Erklärungsmodell für die Zusammenhänge des Lebens. In vielen indigenen Kulturen wurde es als Ritualraum genutzt und verdeutlicht das „Web of life“(das Netz des Lebens), die Verbundenheit allen Seins im Rad des Lebens, dem Rad der Existenz.

Die Menschen sind sich seit Jahrtausenden bewusst, dass sie in die Prozesse des Lebens und der Natur eingebunden sind. Alle Prozesse in der Natur sind Kreisläufe: Tag-Nacht, Jahreszeiten, Mond- und Sonnenzyklen, Fressen-und-gefressen werden. Diese Prozesse auch gestalterisch auszudrücken ist ein Bedürfnis des Menschen. Aus diesem kreativen Potential heraus ist vermutlich auch das Medizinrad entstanden, das es sehr wahrscheinlich schon seit mehreren Jahrtausenden in unterschiedlichsten Formen gibt.

Alle Systeme, die wir Menschen mit Wirkkraft beleben, entfalten auch eine ebensolche (Wirkkraft) im Rahmen des Systems. Energie fließt durch Systeme, Energie folgt dem Fokus.

 

Ein moderner Zugang: Das Lebensrad als Werkzeug für Selbsterkenntnis

Ich kenne eine Form des Medizinrads nach dem Gestalttherapeuten Thorsten Shewelling, der dieses Modell des Lebensrades an unsere Moderne angepasst hat. Man kann mit einer Spürwanderung, bei der man („der Körper“) nach Gefühl an einer Position stehen bleibt und man dann erfährt von welcher Qualität man einen Mangel hat. Der erste Schritt ist Intuition, also Wahrnehmen, der 2. Schritt ist Interpretation. Wenn man mit einer klaren Frage an das Lebensrad (in die Spürwanderung) geht, bekommt man Antworten, mit denen man weiterarbeiten kann. Das Lebensrad wird hier zu einem Werkzeug für Selbsterkenntnis, Bewusstwerden und Konfliktlösung.

Im Medizinrad wurden und werden auch heute noch unterschiedliche Rituale abgehalten, Rituale für Heilung, Hochzeitsrituale, viele größere Rituale, so zum Beispiel auch die Schwitzhütte, die unter anderem sowohl in Nordamerika als auch in Sibirien beheimatet ist, bilden ein eigenes Medizinrad, in dem man sich dann im Ritual über längere Zeit in einem bestimmten Ritualaublauf aufhält.

Auch die Wikinger, tibetischen Buddhisten und viele andere Kulturen kannten das Lebensrad. Im tibetischen Buddhismus etwa lässt sich ein Medizinrad in den berühmten Mandalas dieser Kultur entdecken. Bekannt wurde das Medizinrad heutzutage auch wieder durch den Ojibway (Stamm in Amerika) Sun Bear, der ein Buch darüber geschrieben hat. Dieses ist aber wieder ein in sich eigenes Interpretationsmodell.

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Das Medizinrad richtet sich nach den vier Himmelsrichtungen aus

Man kann sagen, dass sich das Medizinrad in allen Kulturen nach den Himmelsrichtungen, also den vier Kardinalpunkten ausrichtet, und in der Verbindung derselben ein Kreuz aus zwei gleichschenkeligen Achsen bildet. Die Nebenhimmelsrichtungen tragen ebenfalls ihre Bedeutung und Funktion in diesem rituellen Kreis und erweitern die Achsen im Rad – häufig sind es 16, eines der bekanntesten und möglicherweise ältesten Medizinräder dieser Erde in Bighorn National Forest in Wyoming zählt sogar 28 Speichen.

In einem Medizinrad finden sich alle wichtigen Aspekte des Lebens auf dieser Erde wieder. Jeder Stein, der gelegt wird – Medizinräder werden zumeist aus Steinen gebaut, wird mit einer tieferen Bedeutung gesetzt. Jeder Himmelsrichtung wird auch ein Element, ein Lebensalter, eine Jahres- und eine Tageszeit zugeordnet. Zudem gibt es auch Tiere, die hier zentral ihren Platz einnehmen, das variiert allerdings je nach kulturellem Raum. Bei den Prärieindianern nimmt etwa der Büffel einen zentralen Platz ein, wobei in Europa oder Südamerika der Büffel eher rar zu finden ist. Im südamerikanischen Medizinrad findet sich wiederum der Kolibri und der schwarze Panther. Auch die Farben und Elemente können je nach räumlicher Ausrichtung variieren.
Im Zentrum des Medizinrads, im konzentrierten Punkt, zeigt sich dich Einheit allen Seins. Es ist die Quelle aus der alles Leben entspringt. Hier sammelt sich alle Energie der Existenz.

Die kardinalen Punkte und ihre zentralen Themen:

  • Osten: Feuer, Inspiration/Lebensvisionen, Frühling, Sonnenaufgang, Geburt und Kindheit
  • Süden: Wasser, Arbeiten/Flow/Lebensfreude, Sommer, Mittag, Jugend bis junges Erwachsenenleben
  • Westen: Erde, Reflexion/Regeneration/Stabilität, Herbst, Feierabend, Sonnenuntergang,Erwachsener
  • Norden: Luft, Überblick/Weisheit/Klarheit, Winter, Nacht, Alter
  • Mitte: Schöpfer, Einssein, Einheit (Oneness), hier ist alles verbunden, das Göttliche

 

Die Jahreskreisfeste sind ebenfalls im Rad des Lebens zu erkennen:

Allerheiligen, Wintersonnenwende, Lichtmess, Frühlings-Tag- und Nacht-Gleiche, Walpurgis, Sommersonnenwende, Erntedank, Herbst-Tag- und Nacht-Gleiche, darin spiegeln sich 4 Sonnenstände und 4 Mondstände, also gibt es alle 6 Wochen ein Fest. Mit Räucherzeremonien, mit passenden Kräutern zu den Jahreszeiten, kann die Arbeit mit dem Lebensrad und zu den Jahreskreisfesten unterstützt werden.

Auch im Coyote Teaching arbeiten wir mit diesem sinn-vollen Werkzeug.

Phasen des Lernens bzw. eines Projektes finden sich im Medizinrad wieder.

Native Kulturen sind letztendlich Kreiskulturen, sie richten sich nach dem Kreis aus.

Ein Kreis hat keinen Anfang und kein Ende, im Kreis sind alle auf einer Ebene, also gleichwertig. Der Kreis ist ein Symbol der Unendlichkeit. Es symbolisiert aber auch den Kreislauf und die Wiederkehr. Das Medizinrad kann uns Menschen als Orientierungsfeld durch Raum und Zeit begleiten.

Medizinrad 3

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