Warum Naturverbindung?
Der Mensch als Teil der Natur
Vor 10.000enden Jahren waren die Menschen in die Kreisläufe de Lebens eingebunden. Sie hatten Naturverbindung. Sie waren sich bewusst darüber, auf jeden Fall aber war es selbstverständlich, allen Bedingungen ausgesetzt zu sein. Genauso selbstverständlich erlebte man sich als Teil der Umgebung und fühlte sich mit den Elementen wie Sonne, Wasser, Wetter, den Tieren und der Landschaft verbunden. Das wissen wir von den letzten noch existierenden Naturvölkern, die noch Reste ihrer Kultur kennen.
Das heißt, man lebte zu allen Jahreszeiten draußen und passte sich an das Wetter und die Temperaturen an. Man ernährte sich mithilfe von Sammeln und Jagen komplett mit pflanzlicher und tierischer Nahrung. Alle Gebrauchsgegenstände wurden der Natur entnommen, meist Holz oder Stein, aber auch Knochen, Felle und Geweihe, und so erlebt man eine direkte Abhängigkeit von allem, was die Natur hergab. Eine Nachhaltigkeit war automatisch da, so dass nie mehr genommen wurde als gebraucht wurde. Und das immer in großer Dankbarkeit, weil klar war, dass das eigene Leben sonst nicht möglich wäre.
Das tat man nicht alleine, sondern immer in Gruppen, in denen sich jeder Einzelne mit seinen Stärken einbringen musste, damit das „große Ganze“ funktionierte. War das Notwendige gesichert, war Zeit für Muße und so entstand mithilfe von Kreativität die Musik und Kultur. Das gemeinsame Leben war in ein Weltbild eingebettet, das Orientierung, Verbindung und Vertrauen gab.
Ist es nicht so, dass der Mensch als Spezies „ursprünglich“ für ein Leben draußen gemacht war? Ist seine „Hard- und Software“ nicht dafür ausgelegt? Das heißt, messerscharfe Sinne waren nötig, um Informationen aus der Umgebung zu sammeln. Ein Verstand, um Situationen und Probleme zu verstehen, zu interpretieren und zu lösen. Ein Körper der fit, stark und anpassungsfähig ist, um alles Erforderliche zu erledigen bzw. zu ermöglichen.
Hat der Mensch heute noch Naturverbindung?
Was ist davon heute noch übriggeblieben?
Das System Mensch ist geblieben, aber sein Verstand hat viele Erfindungen hervorgebracht, welche die Angst nehmen, das Leben leichter und sicherer machen. Das alltägliche Leben ist bequem geworden. Ob sicherer, das ist die Frage. Aber Bequemlichkeit hat einen Preis. Die Fitness lässt nach, weil sie nicht mehr gebraucht wird. Der Körper degeneriert. Ebenso die Sinne. Die Augen starren mit immer gleichem Abstand auf Bildschirme in kurzer Entfernung. Mit dem Riechen werden Lebensmittel nicht mehr auf Genießbarkeit geprüft, sondern es wird dem Mindesthaltbarkeitsdatum vertraut. In der Stadt „schreit“ uns alles an und will unsere Aufmerksamkeit. In der Natur aber herrscht ein großes Versteckspiel. Abgesehen davon, dass alle ums Überleben kämpfen, wollen die, die gefressen werden nicht gesehen werden, und die, die Jagen wollen auch nicht gesehen werden.
Der amerikanische Autor Richard Lovv hat das Buch „Last Child in the woods“ (dt. „Das letzte Kind im Wald“) geschrieben und dort den Begriff „Naturdefizitsyndrom“ geprägt. Der ist nicht medizinisch offiziell anerkannt, beschreibt aber treffend, wie fehlende Erfahrungen in der Natur für Kinder, aber auch Erwachsene, zu körperlichen, psychischen und sozialen Problemen führen. Das hat letztlich mit der nicht-artgerechten Lebensweise zu tun.
Wieder zur Natur zurückfinden
Aber können wir uns etwas von der Naturverbindung zurückholen?
Das ist absolut möglich. Es ist auch vielleicht genauso wichtig, wie Essen, Trinken, Atmen und Schlafen. Weil eben, wie oben erwähnt, unser System dafür gemacht ist. Das Mindeste ist doch einfach raus in den Garten, die Natur oder den Wald zu gehen. Dort bewusst die Umgebung wahrzunehmen und zu erleben und festzustellen, wie gut es einem tut. Jeder Mensch grillt doch gerne im Garten, oder geht gerne in einem Park mit abwechslungsreicher Landschaft spazieren. Das ist der Anfang! Und es kann ganz leicht mit kleinen Übungen in den Alltag integriert werden. Es gibt so viele Beispiele:
- Einen Sonnenuntergang betrachten (den Sonnenaufgang auch)
- Sich die Zeit zu nehmen einer Blüte beim Öffnen zuzusehen
- Wenn möglich ein kleines Feuer zu entfachen (z.B. in der Grillschale)
- Wildpflanzen aus der Umgebung kennenlernen und in den Salat, Smoothies, o.a. geben
- Einen Natursitzplatz regelmäßig aufsuchen und jedes Detail der Umgebung kennenlernen
- Beobachten: Welchen Zustand hat der Mond gerade?
- Wandern, vielleicht draußen mit einem Tarp schlafen
- Vögel an der Futterstelle beobachten, auch das ganze Jahr über
- Barfuss laufen
Es gibt so viele keine Möglichkeiten. Jeder der mag, kann probieren, wozu er Lust hat. Wichtig ist, sich treiben zu lassen und unverplante Zeit in der Natur zu verbringen, die Sinne achtsam nutzen.
Wer so etwas öfter macht, wird schnell spüren, was einem gut tut. Die Intuition dafür wird gestärkt. Die Ernährung kann tendenziell gesünder werden. Man merkt, dass der Körper Bewegung und Sonnenlicht braucht. Man möchte entschleunigen und Reizüberflutung strengt einen an.
Das moderne Leben mit seinen Annehmlichkeiten ist nicht pauschal schlecht. Aber vielleicht kann man das anders dosieren und ausbalancieren. Selbst in der großen Stadt ist immer irgendwie Naturverbindung möglich. Und wenn es nur kalt Duschen ist…
Holen wir uns unser Geburtsrecht zurück!